Ganzheitliche Nachhaltigkeit- Was ist das eigentlich?

2. Mai 2024
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von der Redaktion
Mandy Hemm- Ganzheitliche Nachhaltigkeit- was ist das eigentlich?

Ganzheitliche Nachhaltigkeit beinhaltet nicht nur den nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen und unserer Umwelt. Um ganzheitliche Nachhaltigkeit zu leben, eine ganzheitlich Nachhaltige Lebensweise und Gesundheit anzustreben, müssen alle Bereiche unseres Lebens miteinbezogen werden. So hat alles was wir machen, wie wir mit unserer Umwelt und unserem Lebensraum umgehen und wirtschaften, einen Einfluss auf Mensch und Natur. Die Art, wie wir miteinander und mit uns selbst Kommunizieren, hat Auswirkungen auf die Qualität unserer zwischenmenschlichen Beziehungen und unsere Gesundheit. Ebenso hat unser Konsumverhalten globale Folgen. Wir sind miteinander verbunden und voneinander abhängig auf vielerlei Weise. Unser Finanzsystem ist weltweit verflochten. Das manche Menschen reich sind und andere Menschen arm, liegt unter Anderem daran, dass die weltweiten Ressourcen nicht gerecht verteilt sind. Seit Jahrhunderten gibt es keinen reichen Menschen, ohne dass es auf der anderen Seite einen Armen gibt. Ganzheitliche Nachhaltigkeit könnte demnach folgendermaßen erläutert werden:
„Im Mittelpunkt des Konzepts der Nachhaltigkeit steht die Einsicht, dass soziale Verantwortung, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und der Schutz der natürlichen Umwelt untrennbar zusammengehören, denn nur innerhalb des Spielraums, den die Natur als Lebensgrundlage bereitstellt, ist wirtschaftliche Entwicklung und damit auch Wohlfahrt dauerhaft möglich“ (vgl. Luks, 2002: S.17).

Es bedarf also eines ganzheitlichen Blickes, nämlich den, dass unser Umgang mit Mensch und Natur, das Leben der nachfolgenden Generationen beeinflusst. „Nachhaltig ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt ohne zu riskieren, dass künftige Generationen, ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (vgl. Luks, 2002: S.8).

Der Fokus einer nachhaltigen Entwicklung liegt also darin, „zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten zu sichern“ (vgl. Luks, 2002: S. 9).

Trotzdem, dass Nachhaltigkeit in aller Munde ist, leben wir Nachhaltigkeit nicht so wie es nötig wäre, um den nachfolgenden Generationen eine gesunde Erde zu hinterlassen und uns ein gesundes Miteinander zu ermöglichen.
Nachhaltigkeit wird massiv durch den Lebensstil der Industrieländer gefährdet. Aber auch die Überbevölkerung der Entwicklungsländer ist alles andere als nachhaltig.

„Nachhaltigkeit kann es nur geben, wenn die Menschheit nicht immer weiter wächst“(vgl. Luks, 2002: S.9). Es muss eine umfangreiche Veränderung der
Wirtschaftsweise der Industriestaaten geben, eine „generationengerechte Entwicklung“(vgl. ebd.). Die derzeitige Wirtschafts- und Lebensweise ist vor allem eines, Umweltschädigend (vgl. ebd.). Nachhaltigkeit hat mehrere Dimensionen, nicht nur die des Umweltschutzes oder der Wirtschaftsweise. Und man kann erst von einer ganzheitlichen Nachhaltigkeit sprechen, wenn alle Dimensionen beachtet werden.

„Das Ecovillage-Design-Mandala beschreibt eine ganzheitliche Karte für nachhaltige Gestaltung und Entwicklung, welche die soziale, kulturelle, ökologische und ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit umfasst. Die Solution Library8 wurde entsprechend der Dimensionen organisiert“ (vgl. Joubert/ Dregger, 2015: S.8).
(„Das Global Ecovillage Network (GEN) katalysiert Gemeinden für eine regenerative Welt. GEN ist ein wachsendes Netzwerk von regenerativen Gemeinden und Initiativen. GEN baut Brücken zwischen den politischen Entscheidungsträgern, Regierungen, NGOs, Wissenschaftler, Unternehmer, Aktivisten, Community-Netzwerke und ökologisch Gesinnten auf der ganzen Welt, um Strategien für einen globalen Übergang zu elastischen Gemeinschaften und Kulturen zu entwickeln“ (vgl.https://ecovillage.org/about/about-gen/ ).

Weltsicht:

Das Menschen Verantwortung für sich selbst, für ihren Lebensraum- ihre Erde, übernehmen ist der Kern, „einer Kultur der Nachhaltigkeit“ (vgl. Joubert/ Dregger, 2015 :S.9). Gelebte Erfahrungen in der Gemeinschaft können zu einem Bewusstsein beitragen, welches eine ganzheitliche Lebensweise fördert. Ein Leben im Einklang mit der Schöpfung und einem gegenseitigen Helfen und Dienen, in Übereinstimmung mit dieser inneren Haltung, kann zu einem Leben in Frieden mit sich Selbst und mit Anderen führen. Es bedarf einer Toleranz gegenüber der Andersartigkeit, um eine nachhaltige Lebensweise, auch global umsetzen zu können. Es ist ein innerer und äußerer Prozess der Anteilnahme, „an allem, was lebt“(vgl. ebd.).
Genau genommen ist diese Ethik „kultur- und religionsübergreifend“(vgl. ebd.).

Ökologie:

Wasserknappheit wird in den nächsten Jahrzehnten ein Thema für die Weltbevölkerung sein. Der Klimawandel und die damit einhergehenden längeren Kälte- und Trockenperioden haben zur Folge, dass uns diese lebenswichtige Ressource, nicht ausreichend zur Verfügung stehen wird. Durch die uns zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten, ist eine ressourcenschonende Energie- und Wassergewinnung möglich. Auch die zum Hausbau benötigten Stoffe oder aber auch Lebensmittel können nachhaltig gewonnen und erzeugt werden. Dafür muss man nicht auf seine Lebensqualität verzichten (vgl. ebd.).

Soziales:

Wir Menschen sind nicht dazu gemacht allein zu leben. Die heutigen Anforderungen unserer Leistungsgesellschaft, haben häufig einen unmenschlichen Umgang miteinander zur Folge. Naturgemäß sind wir Gemeinschaftswesen. Wir brauchen ein menschliches Miteinander um uns gesund zu entwickeln. Ob wir nachhaltig leben können ist somit auch abhängig davon, ob wir lernen miteinander zu leben. So nützen alle nachhaltigen Systeme zur Ressourcengewinnung/Erhaltung wenig, wenn wir nicht lernen, miteinander in nachhaltiger Weise, zu kommunizieren. Streit ist wenig förderlich, aber auch Reibungen gehören zu einem Zusammenwachsen dazu und ist ein Teil des Prozesses innerhalb von gemeinschaftlichem Leben.
Zu Gemeinschaften zählen auch Familien.
„Moderne Gemeinschaften versuchen, die Vereinzelung unserer Konsumkultur aufzulösen und Formen von Nähe und Kooperation herzustellen, die Individualität und Vielfalt zulassen und fördern“ (vgl. Joubert/Dregger, 2015: S. 10).

Ökonomie:

Eine „nachhaltige Wirtschaftsweise“ ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • „fair
  • gerecht
  • solidarisch
  • durchschaubar
  • zinsfrei“ (vgl.ebd.).

Es gibt unterschiedliche Formen in der Umsetzung einer nachhaltigen Wirtschaftsweise und jede Gemeinschaft bevorzugt eine andere. Die Basis einer ökonomischen Form, um sie umzusetzen, liegt in dem Vertrauen der Gemeinschaftsmitglieder. Aber auch Kommunikation ist eine Grundlage, damit eine „nachhaltige Wirtschaftsweise“ funktioniert (vgl. ebd.).

All diese Bereiche sind zu berücksichtigen, wenn wir von ganzheitlicher Nachhaltigkeit sprechen. Und all diese Bereiche haben Einfluss auf unsere Gesundheit. Daher ist auch im Bereich der Gesundheit ein allumfassender Blick notwendig, wenn wir ganzheitlich und nachhaltig gesund Leben möchten. Dazu mehr in einem der nächsten Beiträge.

(Wissensch. Text aus 2019 überarbeitet 2024/ Mandy Hemm- Sozialarbeiterin/ Sozialpäd. B.A./ )